Biologe definiert das Leben neu

Die Toten erwachen zum Leben, Lebende werden zu Toten.

Der polnische Wissenschaftler Bernard Korzeniewski hat eine neue, universelle Definition von Leben aufgestellt. Er behauptet, dass mit ihrer Hilfe die ständigen Auseinandersetzungen, was lebt und was nicht, endlich ein Ende finden. Außerdem könne seine "kybernetische Definition" einen Einblick geben, wann das Leben auf der Erde begonnen hat. Das berichtet der New Scientist.

Die Definition des Wissenschaftlers vom Institute of Molecular Biology an der Jagiellonian University in Krakau lautet: "Leben ist ein Netzwerk tiefer stehender negativer Rückmeldungen, das einer höher stehenden positiven Rückmeldung untergeordnet ist." Mit anderen Worten, bei Leben handelt es sich um ein System, das versucht, sich selbst zu regulieren und seine Identität, also seine Art, zu erhalten. "Diese fundamentale Definition gilt nicht nur für Leben, wie wir es kennen, sondern auch für die ersten lebenden Organismen auf der Erde oder für lebensähnliche Daseinsformen, wie sie vielleicht auf fremden Planeten existieren", glaubt Korzeniewski.

Nach dieser Festlegung würde beispielsweise eine einzelne Arbeiterameise nicht leben, da sie sich bei der Reproduktion und dem damit verbundenen Erhalt der eigenen Art auf andere Individuen verlassen muss. Aber eine komplette Ameisenkolonie würde wiederum durchaus als lebendes System gelten. Laut Korzeniewski würden sogar unfruchtbare Menschen nicht leben. Umgekehrt könnten Viren eindeutig den lebenden Organismen zugeordnet werden, da sie sich selbst ordnen und für ihre Erhaltung sorgen.

Bisherige Definitionen von Leben zählen lediglich Merkmale wie beispielsweise Gene, einen gewissen Grad an Komplexität oder die Fähigkeit, sich zu entwickeln und fortzupflanzen auf. Korzeniewski ist davon überzeugt, dass seine kybernetische Definition des Lebens genau festlegt, welche Funktionen Leben definieren, und nicht nur beliebige Eigenschaften auflistet.

17.05.2001 - Biologie