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Einleitung
Mit der Digitalisierung des Fernsprechnetzes wurde der erste
Schritt in Richtung der flächendeckenden Einführung des ISDN getan. Die
Digitalisierung des Teilnehmeranschlußbereiches stellte den letzten Schritt zur
voll digitalisierten Verbindung dar, die es erlaubt, daß eine große Zahl
verschiedener Dienste und Anwendungen auf der Basis von 64- kBit/s gleichzeitig
aus einem Netz angeboten werden.
Als Basis für die internationale Standardisierung der
universellen Benutzer-Netzschnittstellen wurde eine ISDN-Referenzkonfiguration
durch die Experten des CCITT entwickelt.
Die Referenzkonfiguration des ISDN-Basisanschlusses stellt
das Schlüsselelement für den ISDN-Dienst dar. Mit dieser Schnittstelle können
zwei unabhängige 64-kBit/s-Basiskanäle
(B-Kanäle) und ein 16-kBit/s-Zeichengabekanal (D-Kanal) erreicht werden.
Mit dieser Festlegung kann die Schnittstelle des
Basisanschlusses als universelle „Fernmeldesteckdose“ angesehen werden.
Für den Anschluß von großen Nebenstellenanlagen wird zusätzlich
der Anschluß mit 30-B-Kanälen und einem 64-kBit/s D-Kanal bereitgestellt.
Mit der Verfügbarkeit transparenter, digitaler Ende-zu-Ende
Verbindungen ist die Voraussetzung für eine neue Generation von
Fernmelddiensten und Anwendungen geschaffen worden.
Für das ISDN-Fernsprechen, als der dominierende
Massenkommunikationsdienst, konnten erhebliche Verbesserungen in Form neuer
Dienstmerkmale realisiert werden, die nur durch speicherprogrammierte
Vermittlungssysteme möglich sind.
Für die ISDN-Datenübertragung kann mit einer Bitrate von
64-kBit/s ein sehr effizientes Übertragungsmedium zur Übertragung mittlerer
Datenmengen, kostengünstig und flächendeckend bereitgestellt werden.
Die Online-Dienste profitieren ebenfalls von den höheren Übertragungsraten
und kürzeren Bildaufbauzeiten. Zusätzlich können aufgrund der Zweikanaligkeit
des ISDN z.B. neben der Sprachinformation parallel auch Bildinformationen übertragen
werden.
Das ISDN wurde so konzipiert, daß auch alle vor dem ISDN
vorhandenen Dienste problemlos integriert werden können und der Teilnehmer
somit auf seiner vorhandenden Telekommunikationsinfrastruktur aufbauen kann.
Das ISDN ist in seiner Ausgangskonfiguration so konzipiert,
daß die Weiterentwicklung zum Breitband-ISDN möglich ist.
Mittels wirtschaftlichen Glasfasersystemen, der Entwicklung
der ATM-Technologie, der Weiterentwicklung von IN-Diensten und Dienstmerkmalen,
von DECT und anderen WLL-Systemen und von technischen Weiterentwicklungen der Übertragungstechnik
auf der Anschlußleitung, den XDSL-Technologien, kann das heutige ISDN mit
seiner Einschränkung an Übertragungsgeschwindigkeit, in Richtung
Breitbandigkeit ergänzt und weiterentwickelt werden.
Somit ist das ISDN ein Systemkonzept, daß den Einsatz von
neuen technologischen Entwicklungen unterstützt und in einer künftigen
Multimediawelt, wirtschaftliche und flächendeckende Breitbanddienste
bereitstellen kann.
Die technischen Voraussetzungen alleine allerdings genügen
für eine erfolgreiche und schnelle Markteinführung nicht. Der Kunde und
Anwender ist in Regel aufgrund der Komplexität der Nutzungsmöglichkeiten der
Produkte erst einmal überfordert.
Es gilt hier künftig noch mehr als in der Vergangenheit bei
der Einführung des 64-kBit/s-ISDN die Anwendungs- und Kundenorientierung
herauszustellen und mit dem Nutzer gemeinsam kundengerechte Lösungen zu
entwickeln.
Das Vorhandensein der besten technischen Möglichkeiten
alleine nützt wenig, wenn dem Anwender dieser Systeme aufgrund der immer
steigenden Komplexheit die vielfältigen Möglichkeiten nicht ausreichend
vermittelt werden oder auch aufgrund des fehlenden Wissens über die tatsächlichen
Bedürfnisse des Abnehmers der Telekommunikationsprodukte nicht immer die
optimalen Kundenlösungen gefunden werden.
Hier kann der Gedanke und das Konzept der ISDN-Anwendungsförderung
und ISDN-Anwendungsentwicklung einen wertvollen Beitrag liefern.
Diese Idee und Umsetzung kann nach Meinung des Autors für
zukünftige Markteinführungen von komplexen Telekommunikationsprodukten eine
wesentliche Unterstützung leisten.
Die vorliegende Arbeit beschreibt die Entwicklung des ISDN von seinen Anfängen.
Der Kernteil liegt in der Beschreibung des Konzeptes der
ISDN-Anwendungsförderung und -Entwicklung und in der Entwicklung von
wissenschaftlichen Modellen für die Vermarktung von komplexen
Telekommunikationsprodukten, vor dem Hintergrund der veränderten
Telekommunikationslandschaft aufgrund der Liberalisierung der
Telekommunikation und der technologischen Weiterentwicklung.
Neben der Veränderung der rechtlichen Rahmenbedingungen
werden in dem zweiten Teil die wesentlichen, technologischen Entwicklungen
dargestellt, wie DECT/WLL, IN, ATM und XDSL.
Der Teil „Konzeptionelle Betrachtungen“ beschäftigt
sich ausführlich mit der Fortentwicklung des erfolgreich praktizierten Modells
zur Einführung des 64-kBit/s-ISDN.
Dieses verallgemeinerte, wissenschaftliche Modell kann als
Kristallisationspunkt für die weitere, intensivere Auseindersetzungen mit der
Schnittstelle zwischen vorhandenen technischen Möglichkeiten und der
erfolgreichen und schnellen Marktpenetration dienen.
Struktureller
Aufbau der Arbeit, Problemfelder, Ergebnisse und Nutzen:
In der zeitlichen Entwicklung wird das ISDN in seinen
wesentlichen Meilensteinen zwischen den Jahren 1980 bis in das Jahr 2000 (2005),
dargestellt.
Die Arbeit konzentriert sich schwerpunktmäßig neben der
zeitlichen ISDN-Darstellung, auf das Vermarktungsproblem der Nutzenvermittlung
von ISDN, das Ende der 80er Jahre auftrat.
Dieser „Problemkreis“ wird im Bild oberhalb der
Meilensteinlinie dargestellt.
Unterhalb der Meilensteinkette bildet der „Nutzenkreis“
den wesentlichen Schwerpunkt der Arbeit.
Hier werden in der Retropektive vom Autor entwickelte, neue
Lösungsansätze beschrieben (die im ISDN auch erfolgreich praktiziert wurden)
und in der Perspektive wissenschaftliche, quantitative Vermarktungsmodelle neu
gestaltet, die sich sowohl auf den ISDN-spezifischen, als auch auf die
allgemeine Vermarktungssituation von komplexen Telekommunikationsprodukten,
beziehen.
Der
Nutzen der Arbeit liegt im Wesentlichen in der erstmalig in
wissenschaftlicher, beschriebener Modellform des Grenzgebietes zwischen
Technik und Markt von Telekommunikationsprodukten. Diesem Bereich kommt nach
Meinung des Autors für den Vermarktungserfolg von komplexen, d.h. nicht
selbsterklärenden Produkten auch in Zukunft hohe Bedeutung zu.
Da es sich hier u.a. um eine themenübergreifende Thematik
handelt, wurde dieser Bereich bisher kaum wissenschaftlich entwickelt.
Der Autor legt hier erstmalig ein wissenschaftlich,
qualitatives Vermarktungsmodell vor.
Dieses Modell ist in Kapitel 8 ausführlich beschrieben und
kann als Grundlage für weitere wissenschaftliche Arbeiten in diesem Bereich
dienen.